Informationsveranstaltung zu Flutppoldern am 8.10.14

Geschätzte 400 Besucher konnte Landrätin Tanja Schweiger zu der von ihr initiierten Bürger-Informationsveranstaltung zu den geplanten gesteuerten Flutpoldern Wörthhof und Eltheim im Landgasthof Fischer in Pfatter begrüßen.

Der Saal, der normalerweise nur etwa 150 Leute fasst, war zum Bersten gefüllt. Durch die geöffneten Fenster lauschten ebenfalls viele interessierte Bürger von draußen dem Vortrag. Zu Gast waren neben interessierten Bürgen und dem vom Landratsamt beauftragten Gutachter Prof. Dr. Malcherek von der Universität der Bundeswehr in München auch Vertreter der Regierung der Oberpfalz, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg, der Beauftragte für Flutpolder beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Flutpolder, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Grundwasser, viele Kreisräte des Landkreises Regensburg, zwei Abgeordnete des Bayerischen Landtags von der CSU und von den Freien Wählern sowie einige Bürgermeister.

Malcherek erläuterte, welchen Verlauf die großen Flüsse vor mehreren Jahrhunderten nahmen und weswegen sie dann begradigt wurden. Leider hatten diese Correktionen, wie sie damals genannt wurden, auch viele nachteilige Folgen, die man aufgrund damals nicht bekannter physikalischer Gesetzmäßigkeiten nicht vorhersehen konnte. Das machte weitere Umgestaltungen an den großen Flüssen notwendig. Schließlich errichtete man an den Flüssen große Staustufen, die nachteiligen Folgen für die Schiffahrt endgültig beseitigten.

Leider wurde dabei den Flüssen aber der Überflutungsraum, der ihnen von den ersten Maßnahmen an entzogen worden war, immer noch nicht zurückgegeben, was mit ein Grund für die Hochwasserkatastrophen sei. Gesteuerte Flutpolder könnten das im Prinzip leisten. Sie würden dem Fluss bei Bedarf den nötigen Retentionsraum bieten, die er nach extremen Wettersituationen benötigt. Prinzipiell sei diese "Perlenkette" deshalb eine gute Idee.

Aufgrund der gefährlichen Hochwassersituation in unserem Bereich sind aber diese Polder bei uns nicht durchführbar. Eine hydraulische Abdichtung dieses Bereichs komme nicht in Frage und sei auch wasserwirtschaftlich nicht optimal. Brunnengalerien seien das Mittel der Wahl. Aufgrund der Durchlässigkeit unserer Bodenschichten wäre die Brunnengalerie bei uns aber so dicht und die Pumpen müssten bei uns so leistungsfähig sein, dass es mehr als fraglich sei, ob das wirtschaftlich Sinn mache.

Malcherek wies auch auf eine Tatsache hin, die er selbst zwar als "banal" bezeichnet hatte, worauf aber wohl vor ihm noch niemand gekommen sei: Das Grundwasser in unserem Bereich ist nicht nur von den Niederschlagsmengen abhängig, wie von den Behörden immer wieder beteuert werde, sondern es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Wasserstandsschwankungen der Donau und denen des Grundwassers. Dies sei zwar einerseits ein Zeichen dafür, dass das Geschehen doch noch nicht so ganz verstanden werde und dass wohl noch eine Undichtigkeit in den Schmalwanddichtungen der Deiche bestünde und es sei auch gefährlich und müsse behoben werden, andererseits böte uns diese Tatsache aber die Möglichkeit, die Wirkung gesteuerter Flutpolder auf unser Grundwasser - auch empirisch - zu untersuchen, ohne dass zuerst ein Polder gebaut werden müsse. Leider reichen die Grundwassermessstellen im Moment nicht aus, um diese Untersuchung flächendeckend durchführen zu können. Auch bestehen diese nur auf der orographisch rechten Seite der Donau im Gemeindegebiet Pfatter. Aber nach dem Willen von Prof. Malcherek sollen diese ausgebaut werden um dann bessere Untersuchungen dieses Verhaltens zu ermöglichen.

Von den Gästen wurde noch darauf hingewiesen, dass man als Alternative zum Bau von teueren Flutpoldern, doch auch einmal das rechtzeitige Absenken von Wasserpegeln an der Donau durch die Staustufen und das Wiederbefüllen im Hochwasserfalle in Betracht ziehen solle. Malcherek gab zwar Erich Eichenseer recht, der zu Bedenken gab, dass ein Staubecken schon während der anlaufenden Hochwasserwelle geflutet würde und dass dann für den Scheitel der Hochwasserwelle - der ja die Schäden anrichtet - kein Retentionsraum mehr vorhanden sei, wies aber darauf hin, dass bislang nur die Wirkung eines Stauabschnittes mit der Wirkung eines einzelnen Polders verglichen wurde. Notwendig sein ein Schleusenmanagement auf der gesamten Donau. Malcherek hielt es für machbar und richtig, dieses Element des Hochwasserschutzes genau durchzurechnen.

Günter Schobert von der Regierung der Obefpfalz lud zum Schluss alle Beteiligten (Wasserwirtschaftsamt, Landratsamt, Sprecher der Interessengemeinschaften) zu einem runden Tisch im Landratsamt, in dem alle offenen Fragen und die Sorgen der Bürger diskutiert und beantwortet werden sollen.

Die Folien, die von Prof. Malcherek im Rahmen seines Vortrages bei dieser Veranstaltung gezeigt wurden, hat Landrätin Tanja Schweiger auf ihrer Internetseite zum Download gestellt und sind auch hier verfügbar.