Dialogveranstaltung in Geisling

Am 29. Juli luden die Vertreter zweier Wiener Moderationsbüros ins Gasthaus Posthorn in Geisling zu einer Dialogveranstaltung der Bürger mit Josef Feuchtgruber, dem Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg.

Der Saal in Geisling war brechend voll, als die Moderatoren die Anwesenden begrüßten. Neben den Bürgermeistern der beiden betroffenen Gemeinden Pfatter und Geisling, Jürgen Koch und Hans Thiel, waren auch noch MdL Sylvia Stiersdorfer und Landrätin Tanja Schweiger der Einladung gefolgt. Stiersdorfer erneuerte die Forderung der Landrätin, dass Retentionsraum in der Fläche geschaffen werden müsste und dass dann auch keine Flutpolder gebraucht würden. Sie regte an, die Kommunen diesbezüglich besser zu kontrollieren. Tanja Schweiger bekräftigte ihren Willen, unser Anliegen weiter in München zu thematisieren und wurde bereits von Ministerpräsident Seehofer bei einer Veranstaltung in München darauf angesprochen, dass er den Gesprächstermin nach dem Sommerurlaub nicht vergessen habe und wahrnehmen werde.

Nach einer Einführung der Moderatoren, in der sie das Verfahren skizzierten, die Notwendigkeit für einen Hochwasserschutz bekräftigten, aber auch auf die die Ängste und Nöte der Anwohner eingingen, bekamen die Anwesenden die Möglichkeit, ihre Beiträge auf Moderationskarten zu schreiben und sie dann tischweise - pro Tisch wurde ein Sprecher bestimmt - dem Plenum vorzutragen. Befürchtungen, Angst vor negativen Auswirkungen und zu erwartende Nachteile, die sich aus dem Bau und einer Flutung der Flutpolder ergäben, sollten auf rote Karten geschrieben werden. Gelbe Karten sollten dazu benutzt werden, anzugeben, ob und wie man informiert werden wolle - über welche Kanäle und zu welchen Ereignissen Informationen versandt werden sollen. Punkte, die noch diskutiert werden müssen, bevor mit einer Planung überhaupt begonnen werden darf, sollten auf die grünen Karten geschrieben werden.

Nach etwa einer halben Stunde wurden die Beiträge dem Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes vorgetagen und er versuchte, diese auch sofort zu beantworten. Bei allen Punkten, die er nicht beantworten konnte, versprach er, sie mitzunehmen und im Nachgang dann Antworten dafür zu liefern. Auch die Moderatoren bekräftigten, dass die gesamte Veranstaltung protokolliert werde und alle offenen Punkte behandelt würden.

Sollte tatsächlich ein Protokoll dieser Veranstaltung verschickt werden, werde ich es auch hier einstellen.


Über diese Veranstaltung berichtete auch die "Donau Post" in ihrer Ausgabe vom 01.08.:

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Die Mittelbayerische Zeitung veröffentlichte einen Artikel in ihrem Online-Angebot: http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-land-nachrichten/vier-stunden-dialog-in-geisling-21364-art1264872.html

Flutpolder

Vier Stunden Dialog in Geisling

Viele Bürger brachten ihre Bedenken vor. Josef Feuchtgruber vom Wasserwirtschaftsamt kämpfte gegen das Misstrauen an.
Von Hans Biederer, MZ

31. Juli 2015 15:02 Uhr
Behördenleiter Josef Feuchtgruber war Ansprechpartner für die besorgten Bürger. Foto: Biederer
 

Geisling.Brechend voll war das Gasthaus „Zum Posthorn“ beim Hochwasserdialog in Geisling. „Wir alle schwanken zwischen Resignation und Ärger. Wir werden den Dialog aber trotzdem sehr ernst nehmen, denn das ist die einzige Chance für uns. Haltet durch“, appellierte eingangs Landrätin Tanja Schweiger an die Anwesenden. In Richtung Staatsregierung gerichtet betonte sie ganz klar: „Wir sind keine Protestbürger, wir bringen lediglich die Tatsachen auf den Tisch“.

„Gerade heute bietet sich die Gelegenheit, sich zu äußern“, betonte Bürgermeister Jürgen Koch. Dieser hofft, baldmöglichst konkrete Informationen zu bekommen. Skeptisch steht Markus Hörner, der Sprecher der IG Flutpolder, den Versprechungen gegenüber, denn negative Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Donauausbau schüren sein Misstrauen in Behörden und Politik.

Um Vorurteile auszuräumen, wünschte sich Josef Feuchtgruber einen vernünftigen und qualifizierten Dialog mit den Betroffenen. „All die Sorgen, Bedenken und Informationen, die wir heute bei Ihnen abrufen, sollen in die Planungen mit einfließen“, versicherte der Behördenleiter. Über vier Stunden lang stand der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Rede und Antwort.

Als Moderatoren führten Michel Melauner und Franz Tragner von den beiden Wiener Büros „Plansinn“ und „tatwort“ durch die Veranstaltung. In ihren Vorworten stellten sie heraus, dass ein möglicher Knockout für die geplanten Polder die Beherrschbarkeit des Grundwassers sei. Außerdem informierten sie, dass derzeit ein Expertenteam in mehreren Workshops das gesamte Spektrum beleuchtet.

Gleich zu Beginn stellte Markus Bauer, der für die Kreisgeschäftsstelle des Bauernverbands sprach, die Sinnhaftigkeit des Projekts in Frage. „Für die 700 Hektar an Polderflächen müssen 2000 Hektar an Ausgleichsflächen ausgewiesen werden, die den Landwirten damit genommen werden“.

Landwirt Bernhard Raith, dessen Anwesen mitten in der vorläufig gesicherten Flutpolderfläche Eltheim liegt, befürchtet eine Eindeichung rings um seine Hofstelle, was eine Einschränkung einer möglichen Hoferweiterung bedeute. „Eine solche Insellage wird es definitiv nicht geben“, versprach Josef Feuchtgruber.

Paul Beimler, der durch den Polderbau einen weiteren Anstieg des Grundwassers befürchtet, schilderte, dass bereits jetzt Waldstücke längere Zeit unter Wasser stehen würden. Diese Tatsache überraschte den Leiter des Wasserwirtschaftsamts. Ganz aktuell gab Feuchtgruber bekannt, dass derzeit aufgelistet werde, wo punktuell Grundwasserprobleme auftreten.

In puncto Staustufenmanagement räumte der Behördenleiter ein, dass entgegen erster Meinungen, dieses doch mehr bewirke, als ursprünglich angenommen. Alleine die Absenkung der Staustufe Geisling könnte rund zwei Millionen Kubikmeter an Hochwasser auffangen. „Die Hochwasserspitzen können dadurch jedoch nicht gekappt werden, da der Stauraum beim Ankommen des Hochwasserscheitels bereits vorher vollgelaufen sein wird“, so Feuchtgruber.

Für Klaus Pitzer aus Geisling haben alleine der Inn und die Isar die großen Probleme in Deggendorf und Passau verursacht. „Es kann nicht sein, dass in Niederbayern erlaubt wird, innerhalb der bekannten Risikogebiete zu bauen“, richtete Sylvia Stierstorfer (MdL) ihren Unmut donauabwärts.

Rudolf Koch junior wollte eine ganz klare Aussage, wer für einen möglichen Ernteausfall aufkomme, wenn überflutete Gebiete für lange Zeit nicht mehr genutzt werden können. „Die durch einen unabhängigen Schätzer ermittelten Beträge wird der Staat übernehmen“, so Feuchtgruber. Ähnliche Bedenken äußerten die Teilnehmer des Hochwasserdialogs tags darauf in Pfatter.